Was suchen Physiker am Südpol?
Neutrinos. Genauer gesagt: kosmische Neutrinos aus den entlegeneren Winkeln
unseres Universums.
Diese zu beobachten ist nicht gerade einfach. Denn Neutrinos sind zwar extrem
häufig aber auch äußerst zurückhaltend, wenn es darum geht
mit anderen Teilchen zu wechselwirken - in jeder Sekunden rasen Ihnen 200 Milliarden
Neutrinos durch den Kopf, ohne dass Sie es merken.
 |
Ein Teil der
Amundsen-Scott-Station in der Antarktis. |
Um die Geisterteilchen dennoch zu orten, haben sich Wissenschaftler das Neutrino-Teleskop
einfallen lassen, und das größte, AMANDA, befindet sich am Südpol.
Von der Neutrino-Teleskopie erhoffen sich die Wissenschaftler, das eine oder
andere Geheimnis der Kosmologie zu lüften, wie z.B. das der "dunklen
Materie".
Die Idee hinter den Neutrino-Teleskopen: Manchmal verrät sich ein Neutrino
beim Durchfliegen der Erde durch eine seltene Reaktion mit einem Atom, bei der
ein anderes Elementarteilchen erzeugt wird, ein Myon. Es fliegt in dieselbe
Richtung wie das Neutrino. Wer also die Herkunft des Neutrinos ergründen
möchte, kann stattdessen die Flugbahn des Myons messen.
Und das geht am besten in Wasser oder - wie im Fall von AMANDA - in Eis, wo
die Myonen schneller sind als das Licht und eine Art "Überlichtblitz"
abgeben, vergleichbar mit dem Überschallknall eines Düsenjets. Ein
Neutrino-Teleskop besteht nun aus einer räumlichen Anordnungen einzelner
Detektorkugeln, die in langen Ketten tief ins Wasser oder Eis versenkt werden,
und die Lichtblitze der Myonen registrieren.
 |
Die Detektorkugeln
sind nach oben abgeschrimt und blicken nur nach unten. |
Nun soll ein solches Teleskop allerdings Neutrinos aufzeichnen, deren Reise
nach Möglichkeit außerhalb unserer Galaxis ihren Anfang nahm. Doch
diese sind in der Minderheit gegenüber denen, die in der Atmosphäre
entstanden sind. Um diese "Fehlalarme" so gering wie möglich
zu halten, sind die Detektorkugeln nach oben abgeschirmt, registrieren also
nur Myonen, die unter ihnen im Erdinnern entstanden sind.
Dennoch ist unter Tausenden von Neutrino-Ereignissen vielleicht gerade mal
eines, was für die Astrophysiker von Interesse sein könnte.
|