Navigation überspringen Wissensdurst &a;ndern  
DESYs KworkQuark
Teilchenphysik für alle!

Forschungsauftrag | Fragen und Antworten | Hyperraum | KQ-Forum | Lexikon | Nachrichten | Thementouren | Weltkarte | Zeitleiste | Hilfe | Kontakt

Startseite > Nachrichten > Nachricht vom 1. August 2002

Und irrt es doch?

Es ist jung, erfolgreich und hatte bisher fast immer Recht. Nun bekam das Standard-Modell der Teilchenphysik einen Dämpfer: Eine experimentelle Bestimmung des Magnetfeldes von Myonen deckt sich nicht mit den Vorhersagen der Theorie.

Grafik: Magnetisches Moment des Myons
Gibt es gefährliche Zahlen? Ein neuer Wert für das magnetische Moment des Myons bietet dem Standard-Modell die Stirn.
Myonen sind mit den Elektronen verwandt, gelten als unteilbar und segnen nach einer 2 Millionstel Sekunde das Zeitliche. Diese Kurzatmigkeit der Myonen hindert Physiker freilich nicht daran, die Eigenschaften der Teilchen zu vermessen - darunter auch das Magnetfeld, das die Teilchen umgibt. Mit größer Beharrlichkeit, beachtlichem technischen Aufwand und höchster Präzision bestimmen sie seit Jahrzehnten das so genannte magnetische Moment der Teilchen. Diese Experimente haben sich als wichtiger Test für die Theorie des Allerkleinsten behauptet: dem Standard-Modell der Teilchenphysik, das seit rund 30 Jahren die Welt der Elektronen, Myonen und Quarks beschreibt und dem in dieser Zeit nicht die geringste Schwäche experimentell nachgewiesen werden konnte.

Nun jedoch wurden experimentelle Ergebnisse veröffentlicht, die nach Revolution riechen. Danach würde das magnetische Moment der Myonen vom Standard-Modell in seiner jetzigen Fassung falsch vorhergesagt. Das Modell liegt damit zwar noch nicht k.o. am Boden, es hat aber einen ernsthaften Schlag versetzt bekommen und könnte schon bald seinem Nachfolger Platz machen. Ein möglicher Kandidat für ein solches Standard-Modell 2.0 wäre eine so genannte supersymmetrische Variante. Die liegt auch schon in den Schubladen der Theoretiker. Doch bevor wir wissen, ob sich die Natur wirklich an dieses supersymmetrische Drehbuch hält, sind noch ein paar Entdeckungen vonnöten, die sich Teilchenphysiker von den Beschleunigern der nächsten Generation erhoffen. Und vielleicht ist alles ja auch ganz anders…

Foto: Das Labor in Brookhaven in der Draufsicht. Ein Beschleunigerring umgibt zahlreiche Kontrollpulte.
Das Experiment zur Bestimmung des magnetischen Moments von Myonen am Brookhaven National Laboratory. (Quelle: BNL)

Wissenschaftler aus 11 Forschungsstätten waren an der neuesten Enthüllung um das magnetische Moment des Myons beteiligt. Schon im Februar 2001 hatten sie erste Ergebnisse veröffentlicht. Auch diese standen im Widerspruch zum Standard-Modell. Daraufhin entdeckten die Theoretiker jedoch einen Fehler in den eigenen Berechnungen. Nachdem dieser beseitig war, klang das experimentelle Ergebnis nicht mehr ganz so niederschmetternd. Doch nun konnte die Genauigkeit des Experiments verdoppelt werden. Und es liegt schon wieder eine Abweichung vor, wenn auch viele Kritiker sagen, dass diese noch nicht der Rede wert sei.

Ob auch dieses Mal die Theoretiker einen Ausweg wissen? Oder wurde hier das Ende des Standard-Modells eingeläutet? Nach Ansicht des Wissenschaftstheoretikers Karl Popper können Theorien niemals bewiesen, sondern nur widerlegt und durch bessere ersetzt werden. In der Wissenschaft ist eben auch die Niederlage ein Erfolg.

WWW-Links

Kurz und knapp

  • Das Standard-Modell der Teilchenphysik überstand in seiner knapp 30-jährigen Existenz jeden experimentellen Widerlegungsversuch.
  • Eine neue experimentelle Bestimmung des magnetischen Moments von Myonen deckt sich jedoch nicht mit den theoretischen Vorhersagen des Modells.

Schlagworte

  • Myon
  • Magnetisches Moment
  • g-2-Experiment


Wissensdurst
Symbol: kleiner Wissensdurst (aktiv)
klein
 Symbol: Mittlerer Wissensdurst (auswählen)
mittel 
Symbol: Großer Wissensdurst (auswählen)
groß
Was ist das?
Seite kommentieren (KQ-Kontakt)
Impressum | Urheberrecht | Nutzungsbedinungen | grafische Version | Druckversion (neues Fenster)

nach oben | zum Inhalt