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Startseite > Nachrichten > Nachricht vom 16. April 2001

Tscherenkows Doppelleben

Müssen Teilchenphysiker ihre experimentellen Daten in einem neuen Licht betrachten? Ergebnisse aus der Festkörperphysik lassen es vermuten. Denn die so genannte Tscherenkow-Strahlung führt ein Doppelleben.

"Nichts ist schneller als Licht." Das ist kein Einstein-Zitat, sondern zuweilen recht falsch. Denn ob sich etwas schneller als Licht bewegen kann, hängt davon ab, wo das Wettrennen stattfindet. Im Vakuum ist Licht unangefochtener Champion: Die Lichtgeschwindigkeit beträgt dort 300.000 km/s und stellt damit das absolute Tempolimit dar. Doch in bestimmten Medien bewegt sich Licht langsamer. Energiereiche Teilchen, wie sie beispielsweise in Experimenten der Teilchenphysik entstehen, können dann bequem vorbeiziehen.

Jedoch nicht, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Denn wenn ein elektrisches Teilchen die Lichtmauer durchbricht, bildet sich ein verräterischer Lichtkegel - ähnlichem dem Schallkegel bei einem Überschall-Jet. In besonderen Teilchendetektoren wird die Öffnung dieser Kegel vermessen, um damit Rückschlüsse auf die Geschwindigkeit des Teilchen zu ziehen.

Entdeckt wurde das Phänomen im Jahr 1934 von Pawel A. Tscherenkow (1904-1990). Eine theoretische Erklärung kam dann 1937 von Igor Y. Tamm und Ilia M. Frank. Den Nobelpreis dafür gab es 1958.

Grafik: Von einem Teilchen ausgehende Wellenfronten bilden einen Kegel.
Das bisher bekannte Leben der Tscherenkow-Kegel: Licht, das von Überlicht-schnellen Teilchen stammt, bildet charakteristische Kegel aus.

Die Sache schien soweit geklärt. Doch Wissenschaftler vom Stuttgarter Max-Planck-Insitut für Festkörperforschung und von der University of Michigan haben in einem Experiment gezeigt, dass Tscherenkow-Kegel auch bei Geschwindigkeiten unter der des Lichts auftreten. Die Forscher haben auch bereits eine Weiterentwicklung des theoretischen Modells zur Hand. Danach kommen zu jeder beliebigen Kegelöffnung jeweils zwei verschiedene Teilchengeschwindigkeiten infrage: Die eine liegt oberhalb und die andere unterhalb der Geschwindigkeit des Lichts im entsprechenden Material.

Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, dass Teilchenphysiker noch einmal ihre Daten überprüfen müssen, wonach sich die eine oder andere Abweichungen zwischen Experiment und Theorie in Luft auflösen könnte..

Kurz und knapp

  • bisheriger Glaube: Teilchen, die sich in einem Medium schneller als das Licht bewegen, geben Strahlung in Form von Tscherenkow-Kegeln ab. Aus deren Form lässt sich auf die Geschwindigkeit des Teilchens schließen.
  • neue Erkenntnis: Der Tscherenkow-Effekt tritt auch bei Geschwindigkeiten unterhalb der des Lichts aus.
  • mögliche Konsequenz: Teilchenphysiker müssen Ihre experimentellen Daten in diesem neuen Licht betrachte

Wissenschaftliche Quelle

  • T.E. Stevens, J.K. Wahlstrand, J. Kuhl, R. Merlin, "Cherenkov Radiation at Speeds Below the Light Threshold: Phonon-Assisted Phase Matching", Science, 26 January 2001

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